Das Glaubensmanifest von Kardinal Müller steht wie ein Leuchtturm in der Verwirrung und Unsicherheit, die wir zurzeit durchleben. Das Motto „Euer Herz lasse sich nicht verwirren“ (Joh 14,1) unterstreicht die Situation. Lehramtstreue Katholiken fragen sich heute manchmal, ob sie denn selber noch richtig ticken?

Kardinal Müller nimmt mit dem Glaubensmanifest einen Auftrag wahr, der ihm als Bischof und Kardinal übertragen ist und den wir bei manchen Bischöfen vermissen. Der Kardinal fasst Wesentliches des Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) von 1992, den Kardinal Ratzinger im Auftrag Johannes Pauls II. verantwortlich redigiert hat, zusammen.

Es war zu erwarten, dass sich gegen das Glaubensmanifest Widerstand regt, durch Kritik oder Totschweigen. Das erinnert an die Proteste bei der Einführung des neuen Katechismus im Jahr 1992. Denn Akzeptanz hätte damals wie heute die Bereitschaft zum Umdenken und zur Umkehr vom bisherigen Weg bedeutet. Katholiken, die ihr Leben am Glauben der Kirche ausrichten wollen, werden aber Kardinal Müller für seine Klarstellungen dankbar sein.

Als Johannes am Jordan zu Buße und Umkehr aufrief, kamen die Menschen, die von der Weisheit der damaligen Schriftgelehrten enttäuscht waren, in Scharen zu ihm, um sich als Zeichen ihrer Umkehr taufen zu lassen. Sie fragten Johannes: „Was sollen wir tun?“ Und sie erfuhren konkret, was Kennzeichen der Umkehr sind. Auch das religiöse Establishment der Pharisäer, Sadduzäer und Gesetzeslehrer kam von Jerusalem an den Jordan, um zu hören, was dieser religiöse Outsider verkündete. Johannes nannte sie „Schlangenbrut!“ Aber auch sie bekamen die Chance zur Umkehr mit den Worten: „Bringt denn Frucht, die der Umkehr entspricht!“

Und wie sieht heute die Bereitschaft zur Umkehr aus? Die Kritiker des Glaubensmanifestes versuchen seine Bedeutung abzuwerten und zu relativieren mit den Worten: „Er (Kardinal Müller) verteidigt den Zölibat und die Priesterweihe nur für Männer“, er betont, dass wiederverheiratete Geschiedene sowie Nichtkatholiken die Eucharistie „nicht fruchtbar empfangen, weil sie ihnen nicht zum Heil gereicht“, er spricht die „abnehmende Beichtpraxis“ an, kritisiert Bischöfe „die sich lieber in der Rolle als Politiker gefallen, denn als Lehrer des Glaubens“.

Ein Kardinal relativiert, das Glaubensmanifest enthalte „halbe Wahrheiten“, „pauschale Aussagen“ und „private theologische Überlegung“. Müller betone einen „fundamentalen Unterschied im Gottesglauben“, andererseits aber „Gemeinsamkeiten“ mit Juden und Moslems im Glauben an den einen Gott und fragt dann „sind diese Gemeinsamkeiten zumal heute
nicht grundlegend für den Frieden in Welt und Gesellschaft“. Werden hier nicht zwei verschiedene Ebenen vermischt? Kardinal Müller hat im Glaubensmanifest nicht infrage gestellt, dass Dialoggespräche zur Verbesserung der Beziehungen führen können. Das kann aber nicht durch Relativismus geschehen.

Was bleibt den verunsicherten Gläubigen in dieser Situation übrig? Sie können dort hingehen, wo Johannesgestalten die unverkürzte Lehre der Kirche verkünden!