Wir erleben jetzt einen Epochenwechsel. Es ist der Abschied von gewohnten Ansichten:

  • In der Politik von den „Volksparteien“. Eine Partei, die kaum 25% der Wähler hinter sich scharen kann, verdient diesen Namen nicht. Das Wahlergebnis wird Konsequenzen haben für die Bildung der Regierung und danach für klare, weitreichende Entscheidungen.
  • Die Gesamtgesellschaft ändert sich rasant. Die demographische Situation mit ihrer Kinderarmut ist das Ergebnis einer fehlenden Wertschätzung der Ehe und unzureichender staatlicher Unterstützung kinderreicher Familien. Die Massenabtreibung verschärft die Entwicklung. Die Auswirkungen auf Schule und Arbeitswelt sind nicht mehr zu übersehen. Da die einheimische Bevölkerung die eigene Geschichte und Kultur kaum wertschätzt, können die von außen Hinzugekommenen nicht integriert werden, was jahrhundertelang im Römischen Reich gelungen ist. Ob dennoch die für unsere Gesamtgesellschaft verbindliche Verfassung gesichert werden kann, ist daher fraglich.
  • Wir nehmen Abschied von der „Volkskirche“. Es ist eine Tatsache, dass kaum mehr 5% der „Gläubigen“ am Sonntag den Weg zur Kirche finden, der sakramentale Mitvollzug darniederliegt und jedes Jahr Hunderttausende ihren Austritt aus der Kirche erklären. Bedeutsamer ist jedoch die Bewusstseinsänderung, dass Kirche und Glaube mit dem realen Leben nichts zu tun haben. Die Versuche mit dem „Synodalen Weg“ und mit mehr Anpassung an die Erwartungen der „Welt“ zeigen, dass das „Machertum“ auch in der Kirche Einzug gehalten hat.

Das „Machertum“, ausgedrückt im bekannten Satz „Wir werden das schon schaffen“ hat überall abgewirtschaftet. Angesichts der Corona-Pandemie wird es auch nicht mehr ernsthaft geglaubt. Was sich ausbreiten, sind Ratlosigkeit, Verwirrung und Mutlosigkeit.

Was können wir ändern und wie können wir die Neuheiden mit der Botschaft Jesu erreichen?

Joseph Ratzinger äußerte 1958 (!): „Nur wenn die Kirche anfängt, sich selbst wieder als das darzustellen was sie ist, wird sie das Ohr der neuen Heiden mit ihrer Botschaft zu erreichen vermögen“. Es ist das, was die Heiden in den ersten Jahrhunderten mit Erstaunen feststellten: „Seht, wie sie einander lieben“! Offensichtlich hatten sie ein Gespür und eine Sehnsucht, wie das menschliche Verhalten eigentlich sein sollte. Auch säkulare Menschen, die von Gott nichts halten, bewundern z.B. Mutter Teresa von Kalkutta wegen ihrer aufopfernden Fürsorge für Arme und Entrechtete. Sie fragen aber nicht woher sie ihre Kraft für ihr Tun bezog. So versperren sie sich den Weg zu Gott. Benedikt XVI. hat den weiterführenden Hinweis in seiner ersten Enzyklika „Gott ist Liebe“ gegeben. Er schreibt darin: „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit eine entscheidende Richtung gibt“. Wir können den Hinweis von Benedikt XVI. aufgreifen und so Suchenden eine Perspektive geben.