Wo lebt die Kirche auf? Dort, wo das Christentum authentisch gelebt wird, am stärksten, wo die Christen verfolgt werden: In China, in afrikanischen Ländern, im Iran. Wo stirbt die Kirche? In den wohlstandsgesättigten Ländern des Westens, z.B. in Deutschland, wo die Menschen aufhören, nach dem Sinn des Lebens zu fragen.

Im Juli wurden die Kirchenaustrittszahlen 2018 veröffentlicht: 216.000 Katholiken haben der Kirche den Rücken gekehrt. Die Reaktion von Bischöfen war nicht der Aufruf: Zurück zu Gott, zum Wort Jesu und zur Lehre der Kirche. Nein! Die kraftlose Antwort war: „Besorgniserregend“.

Die Frage ist nicht, mit welchen Tricks kann man Katholiken bei der Stange halten, damit sie noch einige Jahre Kirchensteuer zahlen, sondern sie mit der Glaubensentscheidung zu konfrontieren. Als die Anhänger Jesu in Scharen wegliefen, fragte der Herr die Jünger: „Wollt auch ihr gehen?“ (Joh. 6,68). Darauf Petrus: „Wohin sollen wir gehen? Nur du hast Worte des ewigen Lebens!“ Die Jünger wussten, was sie aufgeben würden, wenn sie sich auch davonmachten. Wer sich entscheidet, muss wissen, wozu er steht oder was er aufgibt. Weil das nicht mehr vorausgesetzt werden kann, sind Katechese und alle Formen der Glaubensunterweisung das Gebot der Stunde!

Die Kirche stolpert weiter auf dem Weg zum „synodalen Prozess“ mit den bekannten Forderungen, welche die Protestanten schon auf dem Altar der Anpassung an die Welt geopfert haben. Das ist das wirklich „Besorgniserregende“.

Eigentlich sind die Austrittszahlen nicht überraschend. Denn 91% der Katholiken geht die sonntägliche Eucharistiefeier mit dem Wort Gottes nicht ab. Wenn diesen Menschen bewusst wird, dass sie die Kirchensteuer sparen können oder ein Anlass (sexuelle Missbrauchsfälle) den letzten Schritt, „rechtfertigt“, wird das dünne Band zur Kirche gekappt.

Kardinal Robert Sarah hat einem seiner Bücher den Titel gegeben „Gott oder nichts“. Denn die von den Menschen geschaffenen Götter sind „Nichtse“, z.B. Ruhm, Macht, Sex und alles, was mit dem Mammon gekauft werden kann. Auf der Strecke bleiben die Seelen.

Aber selbst eine geschwächte Kirche, ist noch ein Ärgernis. Denn diese „Institution“ bezeichnet noch immer Abtreibung als „verabscheuungswürdig“, praktizierte Homosexualität „als Sünde“ und die Genderideologie als „teuflisch“. Daher muss auf dem „synodalen Prozess“ jetzt alles, was aneckt, auf den Prüfstand: Der Zölibat, die Sexualmoral, das fehlende Frauenpriestertum etc.. Da die deutsche Ortskirche dafür nicht zuständig ist, weil diese Fragen nur gesamtkirchlich geregelt werden können, bzw. schon entschieden sind, schauen die „Reformer“ wie die Wächter auf das Morgenrot, hin zur Amazonassynode, die im Oktober in Rom beginnt. Denn sie könnte der „gesamten Kirche eine radikale Kehrtwende verordnen“ (Guido Horst), „nach der nichts mehr so sein wird, wie es war“ (Bischof Overbeck).

In unserer Zeit wird das Wort Jesu wahr: „Viele falsche Propheten werden auftreten und viele verführen“ (Matt. 24,11-12). Katholiken, die am Wort Gottes und an der Lehre der Kirche festhalten wollen sind aufgefordert, die „ecclesia militans – die kämpfende Kirche“ wach zu rufen. Überwinden wir die lähmende Decke von Frust, Angst und Bequemlichkeit weg und zeigen wir, was der Glaube für uns bedeutet: Die Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott!